Der deutsche Militarismus als bedeutende geistige und gesellschaftsdurchdringende Strömung entwickelte sich mit dem Aufkommen Stehender Heere im 18. Jahrhundert. Der numerischen Zunahme bewaffneter Strukturen im Heiligen Römischen Reich stand eine Ausweitung militärischer Lebensformen bis weit in den zivilen Gesellschaftssektor gegenüber. Jedoch waren viele Territorien des zersplitterten Heiligen Römischen Reiches auch bevorzugte Angriffsziele von starken ausländischen Zentralstaaten wie Frankreich oder Schweden. Eine eigene Rechtsprechung, Wehrpflicht, aber auch die Abkapselung der Militärangehörigen von der Zivilgesellschaft mit dem Aufkommen von Kasernen seit dem Ende des 18. Jahrhunderts verstärkten diesen Prozess. Mehrere Dutzend deutsche Staaten verfügten um 1800 über eigene Heereskräfte. Neben der großen Armee Preußens wiesen dabei Bayern, Sachsen, Württemberg, die beiden hessischen Staaten (Kurhessische Armee, Hessen-darmstädtische Armee), Hannover, Baden und Münster mittlere Armeegrößen von bis zu 35.000 Mann auf. Auch das Kaisertum Österreich prägte den deutschen Militarismus bis zum Deutschen Krieg 1866 maßgeblich mit.
Das 19. Jahrhundert sah die Verbindung von Militarismus und Nationalismus. Starke reaktionäre und rechts-konservativ geprägte Kräfte bestimmten den Charakter der dominanten preußischen Armee. Die Armee wurde zur „Schule der Nation“. Als solche durchliefen Millionen junger deutscher Männer als Wehrpflichtige und Reservisten in der Institution Armee einen mehr- oder langjährigen Sozialisationsprozess. Als gesellschaftlich angesehene Schicht trugen sie zu einer stark angepassten, uniformistischen und hierarchisch orientierten Gesellschaft bei. Es bildeten sich im deutschsprachigen Raum paramilitärische Strukturen mit Massencharakter. Im 20. Jahrhundert durchschritt der deutsche Militarismus seinen Höhepunkt mit den beiden Weltkriegen, denen seit 1945 und bis heute andauernd starke anti-militärische und pazifistische, nonkonformistische und „bunte“ Zivilbewegungen (1968er) in der Gesellschaft folgten.
Nach 1945 galt Deutschlands Entwicklung und militaristische Ausprägung in der internationalen Meinung als einmalig und in dieser Form besonders negativ (Sonderwegsthese). Die Schwerpunktsetzung und Fokussierung „der“ Deutschen auf ihr Militär, verbunden mit einem starken staatszentrierten Glauben seiner Bürger galten als Ursachen und Wegbereiter des Faschismus. Dieses militärisch ausgerichtete Denken war allerdings in Preußen weit stärker verbreitet als in Süddeutschland oder in Österreich.